Usyk vs. Dubois: Box-Lehrling fordert Großmeister (I)

Wenn Oleksandr Usyk am 26. August in Breslau gegen Daniel Dubois boxt, kommt es zur ersten Pflichtverteidigung des ukrainischen Dreifach-Champions. Die beiden Kontrahenten unter der Lupe.

Usyk
Oleksandr Usyk (M.) mit seinem Promoter Alexander Krassyuk (r.) und Manager Egis Klimas (l.) auf der Pressekonferenz zum Dubois-Kampf. (Foto: IMAGO / Avalon.red)

Der erste Undisputed-Fight der Vier-Gürtel-Ära im Schwergewicht schien zum Greifen nah. Am 29. April diesen Jahres hätten Tyson Fury (WBC) und Oleksandr Usyk (WBA-Super, WBO, IBF, IBO plus Ring-Magazine) den ersten legitimen Nachfolger von Lennox Lewis als unbestrittenen Champion der Königsklasse untereinander ausmachen sollen. Es kam bekanntlich anders. Fury verlangte für den Megafight im Londoner Wembley-Stadion eine unverschämte Börsenaufteilung in Höhe von 70:30 zu seinen Gunsten. Usyk akzeptierte via Social Media sogar jene absurde Forderung. Doch nach weiteren „Spielchen“ des WBC-Champions, zogen Usyk und Promoter Alexander Krassyuk die Reißleine, um sich stattdessen den Pflichtverteidigungen des pound-for-pound-Stars zu widmen.

Die WBA stellte hierbei den ersten Mandatory für den ukrainischen Southpaw. Es handelt sich um den regulären Champion Daniel Dubois (25). Der Normalausleger aus London wird wie sein Landsmann Fury von Frank Warren’s „Queensberry Promotions“ betreut. Nach erneut zähen Verhandlungen gelang es Krassyuk bei der Versteigerung des Kampfes, dem sogenannten Purse Bid, Promoter Warren auszustechen. So bot der Ukrainer satte acht Millionen für die erste Pflichtverteidigung seines Schützlings, während die englische Seite „lediglich“ 5,6 Millionen US-Dollar auf den Tisch legte. Usyk erhält als Superchampion der WBA ganze 75% der Kampfbörse (ca. sechs Millionen), während Dubois mit immerhin zwei Millionen ebenfalls eine hohe Zahlung einstreichen kann.

Für Usyk soll dieser Kampf allerdings nur eine Durchgangsstation zu einem erneuten Anlauf für einen Vergleich mit Tyson Fury werden. Ob es zu jener Traum-Konstellation kommt, hängt natürlich vom Ausgang des Fights im August ab. Wird Usyk seine Titel erwartungsgemäß verteidigen, oder kann Dubois gar zum Stolperstein für das ukrainische Ring-Genie werden? BoxSport liefert den ultimativen Check.

Erfahrung

Als Amateur konnte Usyk bereits alles abräumen, einschließlich Olympia-Gold im Schwergewicht 2012 in London. Ebenso beeindruckend verlief bislang seine Profilaufbahn. Seit Usyk’s Debüt im Jahr 2013 konnte der Southpaw mit Kampfnamen „The Cat“ in nur 15 Kämpfen alle vier Gürtel im Cruisergewicht vereinigen und zudem als erster Boxer überhaupt die Muhammad-Ali-Trophy gewinnen. Hinzu kommt, dass der sympathische Ukrainer seine Kämpfe als ständiger „Road Warrior“ auf dem Heimatboden seines Gegners austrägt oder anderweitig im Ausland. Des Weiteren bezwang der pound-for-pound-Star bereits zweimal Anthony Joshua und ist damit wie erwähnt Dreifach-Champion der Königsklasse. Herausforderer Daniel Dubois kann auf eine vergleichsweise kurze Amateurkarriere mit fünf nationalen Juniorenmeisterschaften und der britischen Meisterschaft verweisen. Bereits mit 19 Jahren wurde „Dynamite“ Profi und stoppte seitdem fast alle seine Gegner vorzeitig. Insgesamt aber geht die Kategorie Erfahrung klar an Oleksandr Usyk.

Kampfstil

Athletisch gesehen ist Daniel Dubois zwar ein echtes Monster und bestens austrainiert. Die boxerischen Skills von „DDD“ sind dafür bestenfalls durchschnittlich. Relativ plattfüßig stolpert der Londoner Koloss durch das Seilquadrat und zeigt in der Nahdistanz oft eine mangelhafte Defensive und ein schlechtes Headmovement. Lobend erwähnen muss man allerdings den starken Power-Jab des Normalauslegers sowie seine vernichtende rechte Schlaghand. Rechtsausleger Usyk ist von der Kampfesführung zwei Klassen über Dubois anzusiedeln. Mit seiner überragenden Beinarbeit, gutem Auge und Distanzgefühl gelang es „der Katze“ bislang jeden Gegner „auszutanzen“.

Teil zwei der Analyse gibt es in der kommenden Woche auf box-sport.de

Text: Joachim Schultes

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