Doppel-WM „eine sehr mutige Entscheidung“

Die Überraschung war groß, als der AGON-Stall für seinen frisch gebackenen Champion Vincenzo Gualtieri einen WM-Vereinigungskampf am 14. Oktober ausrief. Dennoch gibt es gute Gründe für ein solches Wagnis in den USA.

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Axel Schulz sieht Gualtieri nicht chancenlos bei der Doppel-WM in den USA. (Foto: IMAGO / Torsten Helmke)

Vincenzo „Il Capo“ Gualtieri, der in 22 Profikämpfen unbesiegt ist, will seinen nächsten Gürtel in den USA erobern. Dafür trifft der IBF-Weltmeister in der Nacht von Samstag auf Sonntag im neu gebauten „Epicenter“ (10.000 Plätze) von Rosenberg bei Houston, Texas, auf WBO-Titelträger Zhanibek Alimkhanuly, der für den renommierten US-Stall Top Rank antritt.

„Das ist eine sehr mutige Entscheidung“, findet Axel Schulz. Der BOXSPORT-Experte hatte wie viele andere zunächst eine andere Aufgabenstellung für Gualtieri erwartet, etwa eine freiwillige Titelverteidigung in Deutschland. Dennoch sieht Schulz Gualtieri nicht chancenlos, wenn er zu seinem ersten Auswärtsmatch nach Übersee reist. „Seine Leistung in Wuppertal war sehr stark, er hat uns alle überrascht und sein Ding durchgezogen“, zollt das deutsche Box-Idol Respekt. „Vincenzo hat bewiesen, dass er in der Spitze mitboxen kann.“ Unbeeindruckt vom Gegner, von den Umständen – mit solch einem Selbstbewusstsein müsse der 30-Jährige nun auch bei seiner Unification in den USA zu Werke gehen.

Letzte deutsche Champs & Doppel-Weltmeister

Der Berliner Tyron Zeuge hatte sich Ende 2016 den „regulären“ Gürtel der WBA im Supermittel erkämpft, doch der „Super Champ“ steht beim Verband mit Sitz in Panama in der Wertigkeit noch darüber. Einige Zeit später bestimmte die WBA den Briten George Groves zum Super Champ. Insofern blättert man für das letzte WM-Kapitel im deutschen Profiboxen bis zu Felix Sturm zurück: 2014 verlor der Leverkusener seinen IBF-Gürtel im Mittel überraschend an den Australier Sam Soliman. Doch 2016 wurde Sturm ein weiteres Mal Weltmeister, diesmal im Supermittel bei der WBA („Super Champ“). Allerdings war der deutsche Ring-Held in diesem Rematch gegen den Russen Fedor Chudinov gedopt – ein WM-Titel, der im Nachhinein für Sturm also nicht zählen dürfte.

Schaut man auf die letzte Titelvereinigung mit deutscher Beteiligung zurück, landet man erneut bei Felix Sturm: Am 1. September 2012 trat der Mittelgewichts-Champ der WBA („Super“) gegen IBF Titelträger Daniel Geale an, verlor in Oberhausen jedoch per Split Decision. Und beim Blick auf die letzte erfolgreiche Unification geht es fast bis zur Jahrtausendwende zurück. Am 13. März 2003 krönte Sven Ottke (Foto) seine Karriere, als er mit einem Sieg (Split Decision) in Berlin gegen Byron Mitchell die Gürtel der Verbände IBF und WBA im Supermittel vereinigte. Gut zwanzig Jahre später will nun Vincenzo Gualtieri dieses Kapitel fortschreiben.

Text: Frank Schwantes

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