Fai Phannarai – Diamantenfieber (Teil 2)

Im zweiten Teil der BOXSPORT-Story über Fai Phannarai erfahren Sie, wie es für die junge Boxerin nach ihrem Heimdebüt in der „Großen Freiheit 36“ weiterging und welche Zukunftspläne die 22-Jährige hat.

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Im Juni 2021 gewinnt Fai Phannarai (l.) die WBC-Youth-Weltmeisterschaft gegen Cheyenne Hanson. (Foto: IMAGO / Torsten Helmke)

Hier geht es zu Teil eins der Story über Fai Phannarai.

Es folgt der „Pakt von Hamburg“: Fai Phannarai, Resl und der BiN-Chef schmieden gemeinsam einen Plan, den sie trotz einsetzender Corona-Pandemie durchziehen. Im November 2020 kann sich „The Diamond“ per T.K.o. den BDB-International-Gürtel sichern. Nach diesem erfolgreichen Auftakt der Titelsammlung besiegt Phannarai im Juni 2021 in einer wahren Hitzeschlacht im Universum-Gym die Augsburgerin Cheyenne Hanson in einem Acht-Runden–Duell nach Punkten – und gewinnt mit der Junioren-WM des WBC ihren ersten internationalen Titel.

Der nächste Meilenstein folgt im Mai 2022: In der „Großen Freiheit“ geht es vor ausverkauften Haus in einer Doppel-WM um die Gürtel der Verbände WIBF und WBF. Die Deutsche mit thailändischen Wurzeln beherrscht ihre Gegnerin Crystal Garcia Nova durchweg. Der Ringrichter nimmt die sichtlich angeschlagene Fighterin aus der Dominikanischen Republik nach der fünften Runde schließlich aus dem Kampf. „Aus einem Rohdiamanten ist Fai ,The Diamond’ Phannarai geworden“, sieht Nissen die Wandlung vollzogen. „Gleichzeitig ist sie in ihrer Gewichtsklasse die jüngste Weltmeisterin aller Zeiten.“ Als neue Championesse der „Women’s International Boxing Federation“ (WIBF) tritt sie zudem gewissermaßen in die Fußstapfen von Hall-of-Famerin Regina Halmich, die die WM-Gürtel des Verbandes viele Jahre lang trug.

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Fai Phannarai (r.) besiegt im Mai 2022 Crystal Garcia Nova und krönt sich zur Weltmeisterin im Superbantamgewicht nach Version der WBF und WIBF. (Foto: IMAGO / Torsten Helmke)

Hohe Professionalität

Nach dem Sieg gegen Garcia Nova verordnet der Promoter seinem Schützling, dem inzwischen über 15.000 Fans bei Instagram folgen, Heimaturlaub bei den Großeltern in Thailand. Die inzwischen weit über 80-jährigen Großeltern fahren über 500 Kilometer mit dem Auto, um „ihre“ Fai vom Airport in Bangkok abzuholen. In ihrem Geburtsort sucht die Kampfsporlerin mehrfach den buddhistischen Tempel auf, um dort zu meditieren und zu beten.

Drei Wochen später bringen die Großeltern ihre Enkelin unter Tränen wieder zurück zum Flughafen. In Deutschland angekommen, bereitet sich Phannarai auf ihre erste WM-Titelverteidigung vor. Der Kampf steht allerdings unter keinem guten Stern, denn ein Fai sehr nahestehender Mensch ist erkrankt. Ihr Fight gegen die schlagstarke Ex-Weltmeisterin Ana Arrazola (Mexiko) kann nicht mehr abgesagt werden, doch dank ihrer Einstellung bestreitet die ehrgeizige Championesse diesen erfolgreich. Die erkrankte Person ist inzwischen auf dem Weg der Besserung, teilt Nissen mit.

Artur Grigorian weiß mit schwierigen Situationen umzugehen. „An erster Stelle muss immer die richtige Belastungssteuerung sein“, erklärt der frühere WBO-Champ, der vom ersten Tag an zu Fais Förderern in Hamburg gehörte. „Fit sein musst du im Kopf und in den Beinen.“ Nach diesem Motto will Fai, die lizenzierte Fitness-Trainerin ist, weiter handeln. „Seit ich neben meinem Trainingsprogramm nur noch tageweise im Fitnessstudio arbeite, habe ich keinen Alltagsstress mehr. Jetzt habe ich nur noch Chefs, die den Sport verstehen, unterstützen, lieben.“ Außerdem findet sie regelmäßig Entspannung und Ruhe an der Seite ihres kleinen Bull Dog „Franz-Ferdinand“. „Er hat ein richtig liebes Wesen“, strahlt Fai.

Fai Phannarai – große Zukunftspläne

Im Idealfall hat die Superbantamgewichtlerin noch zehn bis fünfzehn Jahre Zeit im Boxsport. Bereits heute steht sie an der Spitze: als Weltmeisterin von WIBF und WBF, dazu als Nummer vier bei den Verbänden IBF und IBO. „Fai wird jetzt erst mal am 3. Oktober in der Großen Freiheit gegen eine starke Gegnerin ihre Titel verteidigen“, lassen Nissen und Coach Jiri Resl durchblicken. Der „Diamant“ hat sich mit unbändigem Willen nach oben geboxt, aber es gibt weitere Ziele. „Ganz klar, ich will mich auch noch mit den allergrößten Boxerinnen meiner Gewichtsklasse messen. Mein Traum ist, sie alle schlagen zu können.“ Sie werde dabei keinen Risiken aus dem Weg gehen. „Niederlagen sind kein Ehrverlust. Sie nicht zu riskieren, ist ehrlos.“ Eine ganz besondere Wunschgegnerin hat sie für die Zukunft auch. „Einmal in Dublin gegen Katie Taylor in den Ring steigen und sie besiegen, das wäre super“, lacht Fai Phannarai.

Text: Harald Becker / Frank Schwantes

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